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Tamara Bürgel und Ingo Jüttner sind aus ihren Teams nicht mehr wegzudenken

Zwei Menschen mit Handicaps aus den Integrations-Werkstätten Oberschwaben (IWO) schaffen den Sprung in den allgemeinen Arbeitsmarkt

WEINGARTEN/RAVENSBURG/ BAIENFURT – Weniger als 0,4 Prozent der Menschen mit Behinderung schaffen den Sprung aus einer Werkstätte auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Noch längst nicht alle Arbeitgeber sind in den gesamtgesellschaftlichen Prozess der Inklusion einbezogen. Anders der Weinhof Weiler in Ravensburg und das Logistikunternehmen Pfaff in Baienfurt. Die beiden Firmen beschäftigen mit Ingo Jüttner und Tamara Bürgel je einen Menschen mit Handicap. Und das mit hoher Zufriedenheit auf beiden Seiten.


Eine intensive Vorbereitung und Begleitung durch die Integrations-Werkstätten Oberschwaben (IWO) in Weingarten einerseits sowie die Offenheit der Firmen und deren Belegschaft andererseits haben für Tamara  Bürgel und Ingo Jüttner den Traum vom eigenen Job, vom eigenen Geld wahr gemacht. „Das ist eine echte Verwirklichung des Teilhabeanspruchs von Menschen mit Behinderungen, das ist gelebte Inklusion“, freut sich Ulrike Merk, bei der IWO zuständig für den Bereich Bildung und Qualifizierung. „Dabei handelt es sich um mehr als ,nur‘ um einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz: „Es geht um ein höheres Selbstwertgefühl, um mehr Selbstbestimmtheit und um das Erfolgserlebnis: ,Ich kann das auch!‘“, betont Ulrike Merk.


Und sie können es: Sowohl Tamara Bürgel als auch Ingo Jüttner sind inzwischen aus ihren Teams nicht mehr wegzudenken. „Tamara ist sehr sorgfältig, hat eine hohe Auffassungsgabe und kann sehr gut mit Zahlen umgehen“, stellt Domenica Hahstedt, die Teamleiterin Abrechnung bei Pfaff, ihrer Mitarbeiterin ein hervorragendes Zeugnis aus. „Aufgrund dieser Fähigkeiten haben wir schnell festgestellt, dass Frau Bürgel den Job einer Kollegin, die die Firma verlassen hat, komplett übernehmen kann“, sagt Michael Mangold, der Leiter Spedition.

Dieses Vertrauen in ihre Person und Fähigkeiten hat Tamara Bürgel schnell erfüllt. „Ich werde von allen als vollwertige Kraft behandelt und anerkannt“, berichtet die 32-Jährige, die zuvor in unterschiedlichen Firmen Erfahrungen in Form von Praktika gesammelt hat. „Es ist fast schon schlimm, Urlaub zu haben“, verrät sie. Aber auch Pausen und Auszeiten gehören zum Arbeitsleben dazu und wollen gelernt sein. „Wir haben auch geübt, wie man eine Mittagspause gestaltet“, sagt Ralf Kuss. Er gehört zu den Jobcoaches der IWO, die die Menschen mit Behinderung auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt qualifizieren, anleiten und in der Firma vor Ort auch begleiten. 

 

Integrationsfachdienst mit im Boot

„Herr Kuss war in der Einlernphase sehr wichtig – auch als Mediator“, unterstreicht Uli Weiler die Bedeutung des Jobcoaches.  Weiler hat sich im Februar entschieden, Ingo Jüttner einzustellen. Der 32-Jährige war zuvor fünf Jahre im CAP-Markt in Weingarten beschäftigt. „Ingo war schnell im Sattel und meistert den Job gerade auch in Stresszeiten wie Rutenfest oder vor Feiertagen sehr gut“, lobt Weiler seinen Mitarbeiter. Der gibt das Kompliment gerne zurück: „Wir haben ein super Team, ich möchte gerne bis zur Rente hier arbeiten“, sagt Ingo Jüttner.

Indes gibt Tamara Bürgel allen Menschen mit Handicaps, die auf der Suche nach einem Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind, einen wichtigen Tipp: „Es ist wichtig über verschiedene Praktika seinen Platz zu finden. Auch ein Praktikum, das keinen Spaß macht, ist eine Herausforderung und eine wichtige Erfahrung.“


Dann braucht es nur noch ein couragiertes Unternehmen wie den Weinhof Weiler oder die Pfaff GmbH, das den Menschen mit Behinderung eine Chance bietet. Dabei können die Firmen nicht nur auf die IWO im Allgemeinen und deren Jobcoaches im Besonderen bauen. Zeigt sich, dass ein Mitarbeiter soweit qualifiziert und stabilisiert und ein erfolgreicher Übergang in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis möglich ist, wird der Integrationsfachdienst (IFD) hinzugezogen und gemeinsam mit Mitarbeiter und Jobcoach die weiteren Schritte und Maßnahmen vereinbart. „Der IFD berät den Betrieb zudem über Fördermöglichkeiten und übernimmt auch die Nachbetreuung“, weiß Ulrike Merk, die sich über entsprechende Anfragen aus Unternehmen freuen würde.
 
INFO: Weitere Informationen gibt’s unter Telefon (0751)76907-38 (Ulrike Merk).